Hintergrundthemen
Für Jugendberufsagenturen relevante Querschnittsthemen
Die Fachkräfte in Jugendberufsagenturen und vergleichbaren Kooperationen müssen junge Menschen individuell betreuen und zugleich die Einzelfälle in einem gesamtgesellschaftlichen Zusammenhang sehen. Aus diesem Grund stellen wir auf dieser Hintergrundseite Themen vor, die sich mit Fragen im Kontext des Übergangs von der Schule in Ausbildung und Beruf befassen, und die – neben den Praxisthemen zur rechtskreisübergreifenden Zusammenarbeit – von Bedeutung für die Handlungsfelder am Übergang sind.
Die Situation der Jugendlichen möglichst umfassend betrachten


© Maurice Hüsni | displayced.de
Die individuellen Wünsche und Vorstellungen der einzelnen Jugendlichen sind ein entscheidender Faktor in der Beratung.Wenn über die passende Unterstützung für junge Menschen beim Übergang von der Schule in Ausbildung und Beruf gesprochen wird, dann ist meistens von Zahlen die Rede: Zahl und Art der Schulabschlüsse, Zahl der abgeschlossenen Ausbildungsverträge, Zahl derer, die ein Studium beginnen sowie die Zahl der unbesetzten Ausbildungsplätze und die Zahl der unversorgten Jugendlichen. Daten wie diese bilden die Kulisse, in der Beratende sich bewegen, wenn sie Jugendliche angemessen begleiten wollen.
Diese messbaren und objektiv erfassbaren Hintergründe müssen aber in den Kontext der praktischen Arbeit eingebunden oder darauf übertragen werden, damit sie von den Fachkräften vor Ort genutzt werden können. Deshalb werden hier Beiträge in unterschiedlichen Formaten zu vielfältigen Themen angeboten, um die quantitativen und qualitativen Aspekte miteinander zu verzahnen und für die tägliche Arbeit nutzbar zu machen. Mit diesen Beiträgen möchten wir zum Wissenschafts-Praxis-Transfer beitragen. Ein weiterer, entscheidender Faktor für eine gelingende Beratung sind die individuellen Wünsche und Vorstellungen der einzelnen Jugendlichen. Um diese Dimension der Begleitung junger Menschen besser zu beleuchten, bieten wir Ihnen Informationen aus verschiedenen Fachbereichen und Perspektiven an. Zum Beispiel zum Geschehen am Ausbildungsmarkt, der Lebenswelt von Jugendlichen sowie zu den Prozessen der Beratung, Berufsfindung und weiteren damit verwandten Aspekten.
Ausbildungsmarkt und Berufswahl


© IG Bau
Der Ausbildungsmarkt ist nicht im Gleichgewicht.Übergänge in Ausbildung – Herausforderungen und Chancen
Wachsende Passungsprobleme kennzeichnen die Situation am Ausbildungsmarkt. Durch die Corona-Pandemie verschärfen sich die Herausforderungen, es werden weniger Ausbildungsstellen bereitgestellt und der Zugang der Jugendlichen zu Bildungsangeboten und Ausbildung wird schwieriger. Auch unterschiedliche regionale Gegebenheiten spielen eine große Rolle. Frank Neises von der BIBB-Fachstelle überaus – Übergänge in Ausbildung und Beruf – erläutert diese vielschichtige Lage. Er stellt die verschiedenen Aspekte des Ausbildungsmarkts dar und leitet aus den Daten Themen ab, die Einfluss auf die Arbeit in den Jugendberufsagenturen vor Ort haben.
Zum Beitrag von Frank Neises

© ProMotor
Die Ausbildung zur KFZ- Mechatronikerin, zum KFZ-Mechatroniker ist schon lange sehr beliebt bei Jugendlichen.Ausbildungswünsche konzentrieren sich auf wenige Berufe
Eine auf PISA-Daten beruhende OECD-Studie zeigt, dass der Anteil der Jugendlichen in Deutschland, der einen der zehn beliebtesten Berufe anstrebt, in den vergangenen Jahren weiter gestiegen ist. Eine Folge der verstärkten Fokussierung auf wenige Berufe sind zunehmende Probleme bei der Besetzung von Ausbildungsplätzen in scheinbar weniger beliebten Berufen. Gleichzeitig führt die Konkurrenz um Stellen in vermeintlich attraktiveren Berufen auch dazu, dass viele Jugendliche bei ihrer Ausbildungsplatzsuche erfolglos bleiben. Stephanie Oeynhausen aus der BIBB-Forschungsabteilung beschreibt die Ursachen und die Folgen.
Zum Gastbeitrag von Stephanie OeynhausenLebenswelten junger Menschen


© Gangway
Da sein, wo die Menschen sind – der Grundsatz von Gangway.Anschluss für junge Menschen in schwierigen Lebenslagen 
In Berlin übernimmt der Verein Gangway e.V. den aufsuchenden Part der Jugendberufshilfe an mehreren Standorten der Jugendberufsagentur. Beraten wird vor Ort, in den Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe sowie Flüchtlingsunterkünften. Die angesprochenen jungen Menschen haben oft keine Kenntnisse von den Angeboten der Jugendberufsagentur – dafür aber schlechte Erfahrungen mit Behörden. Eine Aufgabe von Gangway e.V. ist es daher, Vertrauen aufzubauen und damit den Zugang zur Jugendberufsagentur und zu Unterstützungsleistungen zu ebnen.
Zum Praxisbericht auf ueberaus.de

© Christian Schwier/Adobe Stock
Die Jugendphase dehnt sich mittlerweile bis ins junge Erwachsenenalter hinein.Unterstützungsstrukturen müssen gut ineinander greifen
Die Übergänge von der Jugend ins Erwachsenenalter haben sich in den letzten Jahrzehnten ebenso verändert, wie die Erwartungen, die an junge Menschen in privaten und beruflichen Kontexten gestellt werden. Zudem ist "die Jugend" eine sehr heterogene Gruppe, die von sozialen Ungleichheiten geprägt ist. Wolfgang Schröer erläutert im Interview die Herausforderungen, die sich daraus für junge Menschen selbst und die ergeben, die sie unterstützen wollen – und betont dabei die Bedeutung gut ineinandergreifender Unterstützungssysteme vor Ort.
Zum Interview mit Wolfgang Schröer

© Ramona Heim/Adobe Stock
Die Corona-Situation sorgt für zusätzliche Herausforderungen am Übergang Schule – Beruf.Die Auswirkungen von Corona auf den Übergang Schule – Beruf
Jugendliche im Jahr 2022 blicken wenig optimistisch auf ihre Ausbildungsperspektiven – dies ist ein Ergebnis der dritten repräsentativen Jugendbefragung der Bertelsmann Stiftung. Clemens Wieland, Mit-Autor der Studie, gibt in seinem aktualisierten Gastbeitrag einen Überblick, wie junge Menschen vor dem Hintergrund der Corona-Auswirkungen ihren Berufswahlprozess erleben und wie sie das Informationsangebot zur Berufswahl beurteilen. Zum Schluss beschreibt er, welche Ansatzpunkte für Jugendberufsagenturen sich aus diesen Erkenntnissen ergeben.
Zum Gastbeitrag von Clemens Wieland

© Wayhome Studio/Adobe Stock
Was tun? Gestresst inmitten der vielen Optionen.Verunsichert am Übergang
Am Übergang von der Schule in Ausbildung und Beruf bewegen sich Jugendliche innerhalb einer biografisch vulnerablen Phase, in der insbesondere Schulabsolventinnen und -absolventen mit niedrigeren oder fehlenden Abschlüssen zu scheitern drohen. Frank Tillmann und Birgit Reißig vom Deutschen Jugendinstitut (DJI) haben in ihrem Gastbeitrag für die Fachstelle überaus neue Herausforderungen hinsichtlich individueller Bewältigungsaufgaben und institutioneller Unterstützungsleistungen identifiziert.
Zum Gastbeitrag auf überaus.de

© Maurice Hüsni/displayced.de
Für Jugendliche ein wichtiges Thema: Gemeinsame Zeit mit geschätzten Menschen.Forschung zu Lebenswelten junger Menschen
Viele Studien untersuchen schon über lange Zeiträume die Lebenswelten junger Menschen und machen so Trends und Entwicklungen erkennbar. Aktuell zeichnet sich zum Beispiel ab, dass Spaß oder die Erfüllung von Konsumwünschen im Leben der untersuchten jugendlichen Milieus eine geringere Rolle spielen als noch vor einigen Jahren. Stattdessen scheinen Normalbiografien, also das Absolvieren der Schule ohne bemerkenswerte Karriereambitionen, die Anbahnung von Freundschaften und die Zeit mit geschätzten Menschen im unmittelbaren Umfeld wichtig zu sein.
Zu den Studien und FachveröffentlichungenBeratung und Begleitung


© Christian Schwier | Adobe Stock
Mitgestalten bedeutet auch aushandeln und absprechen.Beteiligung in Jugendberufsagenturen aus Sicht der Jugendhilfe
Wenn junge Menschen diejenigen sind, die aktiv Entscheidungen treffen, zeigen sie mehr Motivation in den Förderangeboten am Übergang Schule – Beruf. Birgit Beierling vom Paritätischen Gesamtverband erläutert in ihrem Gastbeitrag, dass die Jugendhilfe mit ihrer Expertise entscheidend dazu beiträgt, Jugendlichen die entsprechende Beteiligung zu ermöglichen. Gelingt das, profitieren am Ende nicht nur die jungen Menschen, sondern auch das Beratungspersonal aller Rechtskreise und Leistungsträger.
Zum Gastbeitrag von Birgit Beierling

© pixelkorn/Adobe Stock; Bearbeitung Klaas Sydow
Recht auf Berufsberatung: Vom Gesetzgeber frei von Bedingungen formuliert.Frei beraten, frei entscheiden
Wer Jugendliche an ihrem Übertritt ins Erwerbsleben unterstützen will, darf sie nicht fürsorglich belagern. Das fordert der Politologe Karl-Heinz P. Kohn, der an der Hochschule der Bundesagentur für Arbeit mit den Schwerpunkten Beratung und Migration lehrt und forscht. In seinem Gastbeitrag für die Fachstelle überaus erläutert er, dass eine Bildungs- und Berufsentscheidung in eigener Verantwortung nur gelingen kann, wenn die Beratung frei von anderen Interessen bleibt. Wer im Gefühl der Freiheit entscheiden konnte, so Kohn, wird ein selbst gestecktes Ziel mit Entschlossenheit verfolgen.
Zum Gastbeitrag auf überaus.de